Büro für lustige Angelegenheiten

Grenzenlose Tage

Schauen Sie sich das an! Es werden zu viele Grenzen gezogen – wir überwinden sie! Grenzen sind nicht nur Zäune, Hecken und (Lärmschutz)wände. Sie sind Zuordnungen und Regeln. Sie sind Ausschlüsse und Einschlüsse. Grenzen lösen keine Konflikte, sie verschieben sie. Grenzen teilen, den Raum, den Freiraum, die Gesellschaft, die Handlungen. Wir tauschen begrenzte Sicherheit gegen einen offenen Blick auf die Welt. Im Rahmen der „grenzenlosen Tage“ zeigen wir die Überwindung von Grenzen vor, wir teilen die Grenze – mit Euch.

Für den Freiraum als Aushandlungsraum!

Für die Erweiterung des Raumes und seine Durchdringung!

Für unbegrenzte Möglichkeiten!

Für die Freiheit!

Mitmarschperformance: Mit Unterstützung von grenz-genialen PartnerInnen  aus der Schweiz übersteigen, überklettern, überspringen, umschleichen, durchdringen wir Grenzen.
Machen Sie mit bei der tours sans frontières!

 

Wien, Urbanize Festival
4.10.2015
www.urbanize.at

© Manfred Schwaba

 

Der öffentliche Raum wird zerteilt und die Stücke werden verschiedenen Personengruppen zugeordnet um sie voreinander und vor anderen Gefahren zu schützen. Die Großzügigkeit des Raumes weicht der Sicherheit. Überall lauern Konflikt und Gefahr. Gefahr durch Fahrzeuge, die rücksichtslos gelenkt werden, durch Mauern und Stiegen, die Menschen abwerfen, durch Hunde, die beißen und deren Hinterlassenschaften, die stinken, durch Kinder, die Ball spielen, für Kinder, die zu den Fahrzeugen, den Hunden oder den Mauern laufen, für Hauswarte, deren Vorplatz schmutzig wird, für Pflanzen, die mit Füßen getreten werden, für Eigentum, das zerstört wird, für Eigentümer, die gestört werden, für Müll, der durchsucht wird, für Schulplätze, die bespielt werden, durch Jugendliche, die wild werden. Gegen diese Bedrohungen gibt es eine omnipräsente, gebaute Antwort: Die Grenze.

Es werden Grenzen gezogen, Zäune errichtet, Mauern gebaut. Die physisch sichtbaren Grenzen sind begleitet von mentalen Grenzen, von sozialen, kulturellen, politischen Grenzen –  im Großen wie im Kleinen. Die Gestaltung unseres Stadtraumes folgt der allgemeinen Tendenz, sich abzuschotten, andere und anderes nicht zuzulassen, Claims gesondert abzustecken und Konflikte auf Autoritäten abzuwälzen. Auseinandersetzungen sind nicht mehr nötig, alles kann in die Schranken gewiesen werden.

Im öffentlichen Raum, der laut Peter Marcuse öffentlich nutzbar sein soll, treten diese Grenzen in Form von Zäunen in Erscheinung. Zaunlängen in öffentlichen Parks sind tausende Kilometer lang. Sie müssen daher billig sein und sehen auch so aus. Sie wiederholen sich Meter um Meter, Kilometer um Kilometer, Park um Park.

Dabei gehen einige Punkte unter:

• Der urbane Raum mit seiner verdichteten Unterschiedlichkeit bedeutet Konflikt und Aushandlung, ohne die statt lebendiger Heterogenität nur Homogenität regiert.

• Der Freiraum bedarf einer sorgfältigen Gestaltung, auch Zäune sind gestaltwirksam, weder ob sie vorhanden sind, noch wie sie aussehen, ist daher gleichgültig.

• Der knappe Raum der Stadt erweitert sich durch Offenheit, Bewegung muss möglich sein, Durchdringung ist förderlich.