Büro für lustige Angelegenheiten

Eine Bank macht keinen Freiraum

Alles ist Programm.
 Alles wird geregelt, jede/r wird bedient, alles wird ausgestattet.
 Alle werden informiert, betreut, versorgt, belehrt – bevormundet. 
Im Freiraum drückt sich aus, was gesellschaftspolitischer Konsens ist: das Zusammenleben bedarf einer größtmöglichen Betreuung und Regelung. Programme legen fest, wie man sich im Freiraum zu verhalten hat und wie und wo man Hilfe findet. Das ist auf Tafeln zu lesen. Das ist von Uniformierten zu hören. Das legt die Einrichtung fest:

Bank: Sitzen (NICHT liegen!)

Käfig: Ballspielen (NICHT Karten!)

Sand: Spielen (NICHT Sonnen!)

Blumen: schauen (NICHT pflücken!)

Obst: nicht pflanzen – Bienen sind zu gefährlich, …

Für jede Bedarfsgruppe gibt es ein Objekt, für jeden Konflikt gibt es eine Regel. Verloren geht dabei der Raum, der freie Raum, die Freiheit.

Daher: Für die Freiheit von Programm, für freie Flächen, für interpretierbare Freiräume.
 Für Auseinandersetzung und Konfrontation.
 Für Selbständigkeit.

 

Wien, Architekturtage
5.6.2012
www.architekturtage.at

 

 

Wien, Urbanize Festival
6.10.2012
www.urbanize.at

© Manfred Schwaba

 

Einrichtungsgegenstände sprechen eine klare Sprache. Sie geben vor, was dort, wo sie platziert sind, passieren darf und soll. Sie drücken dadurch ebenso aus, was auf den Flächen nicht passieren darf und soll. Im Bestreben nachzuweisen, dass alle Gruppen berücksichtigt sind, wird nach viel zu vielen Objekten und Einrichtungsgegenständen gegriffen, die den Raum einer spezifischen Gruppe zuordnen. Damit ist das Programm fixiert und die Freiheit auf subtile Art zerstört. Die räumliche Qualität, die Atmosphäre, auch der freie Raum an sich gehen verloren.

Die zu große Ausstattung von zu kleinem Raum und die Überregulierung greifen ineinander. Ein Teil davon sind Vorschriften und Verbote, ein anderer sind Betreuung, Veranstaltung und Überwachung. Die Versorgung der Menschen im Freiraum ist also komplett: für jede Handlung wird ein entsprechendes Gerät bereitgestellt, alle Tätigkeiten sind räumlich zugeordnet, die Menschen sind sortiert: Kinder, junge Jugendliche, alte Jugendliche, junge Erwachsene, Eltern, Mädchen, Frauen, Männer, Alte – jedem steht ein bestimmter Ort zu. Der Müll wird überwacht, Konflikte werden begleitet, sodass kein Bedarf an zivilem Aushandeln mehr besteht, es gibt Autoritäten die anzurufen sind, es gibt Regeln, auf die man sich berufen kann.

Die Ausstattung selbst nimmt Raum ein und ist Teil der Regeln. Bei einer Freiraumgestaltung, die in Ausstattung denkt, gehen drei Punkte unter:

• Der freie Raum für freie Menschen muss mehr anregen als vorgeben, muss mehr Eigeninitiative fördern, als Handlungen vorschreiben, muss die Auseinandersetzung mit anderen ermöglichen, nicht vorregulieren. Überraschungen sollen passieren und Unvorhergesehenes soll sich entwickeln können.

• Es muss nicht alles überall in der Stadt passieren können. Schwerpunkte der Freiräume machen sie spannend und unterscheidbar und sie sparen Raum.

• Das wichtigste Qualitätskriterium für einen Freiraum, der über Jahre hindurch angenehm und benutzbar bleibt, ist seine räumliche Qualität. Stimmen müssen die Grundkonzeption, die Proportionen, die Sichtverbindungen, das Material.